Cornelius Bohl OFM
Wie heute als Franziskaner von Gott sprechen?
Wodurch grenzen wir etwa eine benediktinische, franziskanische oder ignatianische Spiritualität voneinander ab? Das Proprium einer Spiritualität liegt nicht in exklusiven Inhalten. Es ist eine Stilfrage. Wir erleben es aktuell beim Papst. Das meiste, was er sagt, haben andere auch schon gesagt. Neu ist sein Stil im Reden und Tun. Es ist wie bei der Handschrift eines Menschen: Die Buchstaben sind immer dieselben, aber ihre Ausführung ist verschieden. Unterschiedliche Dirigenten können dasselbe Musikstück mit seinem gleichbleibenden Notenmaterial völlig verschieden interpretieren. Wenn wir nach dem Gottesbild von Franziskus und seiner Bedeutung für heute fragen, dann geht es nicht in erster Linie um Elemente, die ausschließlich bei ihm zu finden wären. Es geht um einen Stil von Gotteserfahrung in der großen Symphonie des verbindend Christlichen.
Aus Erbe und Auftrag 3/15, Seite 306-318