Augustinus Zeman OSB
Tempelgang Mariens. Meister des Schottenaltars
Die Erzählungen von der Kindheit der Gottesmutter basieren auf dem Protoevangelium des Jakobus. Dort ist auch der Tempelgang Mariens überliefert. Maria wurde im Alter von drei Jahren den Priestern übergeben, um im Tempel gottgeweiht zu leben. Ihre Darbringung erfolgte aufgrund eines Gelübdes, das Marias Mutter Anna in der Zeit ihrer Kinderlosigkeit abgelegt hatte. Ihr biblisches Vorbild ist die alttestamentliche Hanna, die ihren Sohn Samuel von Gott erbat und noch im Kindesalter darbrachte. Das Protoevangelium berichtet, dass sich Maria auf den Stufen zum Tempel kein einziges Mal zu den Eltern umwandte. Sie war im Herzen ganz bei Gott. Die Lebensgeschichte der Gottesmutter erhält durch diese Erzählung eine klösterliche Note. Abgeschieden im Tempel aufgewachsen, wurde Maria zum Prototyp der Nonnen und Mönche.
Aus Erbe und Auftrag 4/20, Seite 400-401