Hans-Georg Gradl
Eine schonungslose Bestandsaufnahme
An Thyatira (Offb 2,18-29)
Sanft und gefällig klingt dieses vierte Sendschreiben ja nicht. Drohungen und Warnungen werden ausgesprochen. Unerbittlich wird mit Gegnern ins Gericht gegangen. Von Prüfung und Tötung, von eiserner Herrschaft und gewaltsamer Vernichtung ist die Rede. Die Befehlsformen überwiegen. Stumm und klein sitzen Hörerinnen und Hörer auf der Anklagebank. Augen wie Feuerflammen schauen auf sie hernieder. Schwergewichtige Beine zermalmen, was sich ihnen in den Weg stellt.
Man kann sich schon allen Ernstes fragen, ob all das zum Gottesbild des Neuen Testaments passt. Wo bleibt denn der barmherzige Vater, der dem verlorenen Sohn entgegenläuft?
Aus Erbe und Auftrag 4/19, Seite 410-413