Raphaela Brüggenthies OSB

„An Gottes Barmherzigkeit niemals verzweifeln“

Zum Trost und Segen des christlichen Lebens.

Das letzte der 74 Werkzeuge der geistlichen Kunst, das der heilige Benedikt von Nursia (um 480-560) seinen Mönchen an die Hand gibt, überrascht: „Und an Gottes Barmherzigkeit niemals verzweifeln“ (RB 4,74). Wären nicht andere Ratschläge in einer Regel für das Klosterleben angebrachter? Etwa: an Gottes Existenz nicht zweifeln, oder: trotz erlittener Ungerechtigkeit nicht verzagen. Was heißt es aber, an einen Gott zu glauben, an dessen Barmherzigkeit wir nicht verzweifeln sollen? Wie kann die Barmherzigkeit Gottes im Leben des Mönches, der hier exemplarisch für jeden Christen stehen mag, nicht zum schwankenden Abgrund, sondern zum tragenden Horizont des Lebens werden? Kurz: Wie ist dieses „Werkzeug“ der Benediktusregel näher zu bestimmen?

Aus Erbe und Auftrag 2/15, Seite 210-213

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