Manuela Scheiba OSB

Die Macht des Namens

Die Regel Benedikts heute (16)

Walter Kohl, der Sohn des früheren deutschen Bundeskanzlers, wuchs im Schatten eines übermächtigen Namens auf: Er war immer nur „der Sohn vom Kohl“. In 'Leben oder gelebt werden', einer Art therapeutischem Tagebuch, spart der heutige Unternehmer die Zone „Opferland“ nicht aus - jenen inneren Zustand der Selbstaufgabe, der passiven Existenz auf dem Beifahrersitz, die Opferrolle, in die er sich angesichts seines dominanten Vaters (eines „machtfixierten Kontrollmenschen“) geflüchtet hatte. Kohl lässt den Leser teilhaben an seinem Ausstieg aus dem Phantomleben, dem trügerischen Schutzsuchen an einem inneren Rückzugsort, der für ihn Hort beständigen Unfriedens, quälender Ohnmacht und Knechtschaft gewesen war. Im schmerzhaften Prozess der Aussöhnung mit seiner Vergangenheit, seinen Eltern und sich selbst gelingt dem Autor die notwendige Machtergreifung über das eigene Leben.

Aus Erbe und Auftrag 4/20, Seite 488-489

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