Guido Dotti

Die Rolle der Alten im ägyptischen Mönchtum

In allen monastischen Gemeinschaften war die Anwesenheit der Alten immer Chance und Herausforderung zugleich. Eine Chance, denn sie bietet den Mönchen die Möglichkeit, sich mit dem gelebten Glauben auseinanderzusetzen; eine Herausforderung, weil sie zur Pflege der brüderlichen Verbundenheit zwischen verschiedenen Generationen verpflichtet. Heutzutage erleben die klösterlichen Gemeinschaften vor allem in Europa eine fortschreitende Alterung. Manchmal sehen die wenigen jungen Mönche entweder eine übermäßige Arbeitsbelastung und Verantwortung auf sich zukommen oder fühlen sich auf die Rolle eines Krankenpflegers beschränkt - und das in einer Gesellschaft und Kultur, die dem Alter nicht mehr seine traditionelle Ausstrahlung der Weisheit zuerkennt. Doch das Mönchtums wusste von Anfang an: Die Frage des „Alters“ bezieht sich nicht so sehr auf das jeweilige Alter der Mönche, sondern vielmehr auf den Weg, den jemand in der Nachfolge Christi zurückgelegt hat.

Aus Erbe und Auftrag 2/10, Seite 210-213

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