Albert Schmidt OSB

Zum Buch Was in zwei Koffer paßt

Eine 21jährige Frau, die mit 15 Jahren das Elternhaus verlassen hat und mit 18 Jahren in die katholische Kirche aufgenommen wurde, tritt bei Benediktinerinnen ein. Nach fast zwölf Jahren verlässt sie das Kloster zusammen mit einem verheirateten Mann. Neun Jahre später schreibt sie über ihre Zeit als Nonne ein Buch. Dass daraus ein Bestseller wurde, kann nicht erstaunen – dass das Echo in den Klöstern gemischt war, auch nicht. Doch zunächst ist anzuerkennen, dass die Verfasserin keine plumpe Abrechnung bietet; und gekonnt geschrieben ist das Buch auch. Manche Bestsellerlisten zählen es zu den Sachbüchern, andere zur Belletristik.
Es ist kein reiner Tatsachenbericht; das nimmt die Möglichkeit und befreit von der Versuchung, an einzelnen Vorgängen und Personen hängenzubleiben. Das Buch deshalb abzutun, hieße nicht nur, es sich zu leicht zu machen; wer sich zu rasch wieder der klösterlichen Tagesordnung zuwenden wollte, könnte eine Chance versäumen. Wenn nach einem Wort von Golo Mann die Geschichte nicht so sehr zeigt, wie es gewesen ist, sondern mehr, „wie Menschen sind und wie Dinge werden“, stellt das Buch gerade klösterlichen Leserinnen und Lesern eine Fülle von Fragen.

Aus Erbe und Auftrag 4/07, Seite 447-449

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