Elmar Salmann OSB

Über das Buch „Als stände Christus neben mir“. Gottesdienst in der Literatur. Eine Anthologie.

herausgegeben von Axel Dornemann

Kirchenleute sind an Liturgien gewöhnt; der Kult gehört zum Alltags- oder wenigstens Sonntagsgeschäft, rahmt, erhebt, unterbricht, verödet womöglich das Leben. Für Mönche ist er eine der zentralen Begehungen eines jeden Tages, Teil der Arbeit und steht zugleich im Kontrast zu ihr. Da schneidet nun ein Buch hinein ins allzu Vertraute. Die Liturgie wird von innen und außen, oben und unten anders, neu betrachtet und beschrieben. Es fragt, wie sie sich ausnehmen mag unter den Augen des Kindes, des Skeptikers, des gelegentlichen Besuchers, des Zwangsbeglückten, des Ästheten, des seelisch und sozial Bedrängten, des hoch Beschwingten, des Zynikers oder Trostsuchenden. Mehr noch, viele der befragten Beobachter beobachten sich selbst in ihrer Reaktion auf den Ritus, dem sie beiwohnen.
Etwa 40 literarische Zeugnisse werden ausgebreitet, von der Antike bis zur Jetztzeit, mit dem Schwerpunkt auf dem 19. und 20.Jahrhundert. Es werden Fromme, Konvertiten, Kirchenflüchtige und -süchtige vernommen und das zur Sprache gebracht, was ihnen im Gottesdienst widerfährt: Erhebung, Andacht, mystische Innigkeit, Faszination der Form, gewaltige oder miserable Rhetorik der Prediger, schlampig oder preziös vollzogener Ritus.

Aus Erbe und Auftrag 2/15, Seite 192-194

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